„Führungviernull – Kollaboration, Kommunikation, Kultur“ war das Motto der 13. Petersberger Trainertage, dem „Gipfeltreffen der Weiterbildungsbranche“, das am 31.3. und 1.4. in Bonn stattfand und selbstbewusst für sich in Anspruch nimmt, den state-of-the-art der Personalentwicklung im deutschsprachigen Raum abzubilden.
Was aber verbirgt sich hinter dem Label Führungviernull, bzw. Führung 4.0, welche Art von Führung brauchen wir in Zukunft, in einer Geschäftswelt, die immer volatiler, unsicherer, komplexer und mehrdeutiger wird, deren Geschäftsmodelle von Digitalisierung und disruptivem Wandel gekennzeichnet sind und deren Mitspieler immer internationaler – aber auch verstreuter – arbeiten?
Führungviernull – was ist das eigentlich?
Die gute Nachricht: nach den Buzzwords der letzten Jahre (wie zum Beispiel „agil“) suchte man vergebens. Im Gegenteil: mit großer Ernsthaftigkeit machten sich die rund 500 Trainer, Coaches, Personaler und Wissenschaftler auf die Suche und unternahmen einen Versuch, die Erfolgsfaktoren zukünftiger Führung zu fassen, indem sie sich mit ausgesprochen klassischen Werten und Konzepten auseinandersetzten:
Überrascht?
Selbsterkenntnis statt Management-Tricks
Von einem – laut Harvard Business Business Manager – der beeindruckendsten Turn-Arounds der deutschen Managementgeschichte berichtete Bodo Janssen, Geschäftsführer von Upstallsboom, heute einem der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands. Im Zentrum seiner Keynote mit dem Titel „Wenn Wertschätzung Menschen begeistert“: Bedingungen dafür schaffen, dass Mitarbeiter erfolgreich sein können. Das freilich erfordert Mut, Reflexion, Raum geben für Wachstum… und natürlich: Vertrauen.
Vertrauen schafft Unternehmenswerte
Vertrauen stand dann auch im Zentrum des spannenden Vortrages von Prof. Dr. Antoinette Weibel, der Direktorin des Forschungsinstitutes für Arbeitswelten und Personalmanagement. Weibel, eine der bedeutendsten Vertrauensforscherinnen Europas wies eindrucksvoll nach, wie ein Mangel an Vertrauen die Kosten in die Höhe treibt (bis zu 60% der Wertschöpfung) während ein hohes Level an Vertrauen in Organisationen Kosten spart und Erträge schafft. In ihren Augen bedeutet Leadership 4.0. in erster Linie das: „Vertrauen statt Superstars“.
Dafür, dass Menschen, die selbst über ein hohes Maß an Vertrauen verfügen, nicht nur bessere Beziehungen initiieren und anderen vertrauenswürdiger erscheinen sondern auch treffsicherere Einschätzungen von der Vertrauenswürdigkeit anderer haben und so seltener betrogen werden, gibt es ausreichende empirische Evidenz. Ganz nebenbei stellte Prof. Weibel nochmal die ganze Widersinnigkeit althergebrachter Jahresgespräche und Beurteilungssysteme dar. Ihr Postulat: über stärkenorientiertes Feedback Mitarbeiter zu Mit-Denkenden machen! „Unternehmen, die gezielt auf Vertrauen setzen, werden in den nächsten Jahren die Nase vorn haben!“.
„Digital“ ist nicht immer „second best“
Zahlreiche Beiträge und Workshops befassten sich mit der digitalen Zukunft des Lernens und Lehrens. Einig waren sich die anwesenden Professionals, dass Online-Angebote Präsenztrainings sinnvoll ergänzen und so Mehrwert für Klienten und Lehrende schaffen. Worauf dabei zu achten ist und wie sich intelligente von weniger funktionalen Systemen unterscheiden wurde ausführlich diskutiert. Dennoch: entscheidend ist, was Menschen daraus machen“. Und hier wurde deutlich, dass auch die ausgefeiltesten digitalen Trainingstools und-plattformen daran gemessen werden müssen, inwieweit sie es schaffen, Menschen dabei zu unterstützen, im virtuellen Raum reale Beziehungen aufzubauen, zu erhalten und zu vertiefen.
„Respekt schlägt Folter“
Drastischer Titel, drastisches Beispiel – aber dennoch real, nachvollziehbar und (!) auf die Unternehmenswelt übertragbar. Im Zentrum der Keynote von Rene Borbonus ging es um die positive Macht von Respekt und darum, wie leichtfertig und achtlos wir uns im Alltag zu respektlosem Verhalten hinreißen lassen.
Mediation und konstruktiver Umgang mit Konflikten in Organisationen
Highlight der Petersberger Trainertage war freilich die Verleihung des Life Achievement Awards an Friedrich Glasl. Augenzwinkernd nahm der 76-jährige Österreicher, Altmeister der Organisationentwicklung und Konfliktbearbeitung, die Ehrung „als Vorschuss auf das, was von ihm noch zu erwarten sei“ entgegen.
Insbesondere wolle er sich vertieft den interkulturellen Aspekten in der Konfliktforschung zuwenden.
„Menschenwürde und Liebe – nicht nur darüber zu schreiben, sondern alltäglich zu leben: dies zu lernen ist das wichtigste, wonach wir trachten sollten!“ (Friedrich Glasl)
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